- 80 % der Europäerinnen und Europäer stimmen zu, dass gefälschte Waren kriminelle Organisationen unterstützen und Unternehmen und Arbeitsplätze ruinieren. Zwei von drei sind außerdem der Meinung, dass Fälschungen eine Gefahr für Gesundheit, Sicherheit und Umwelt darstellen.
- Ein Drittel der Europäer hält es jedoch für akzeptabel, gefälschte Waren zu kaufen, wenn der Preis des Originalprodukts zu hoch ist. Bei jungen Menschen ist es sogar die Hälfte.
- Unsicherheit: 28% der österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten gaben an, sich nicht sicher zu sein, ob ein Produkt echt ist oder nicht, während 10% angaben, bewusst gefälschte Waren gekauft zu haben.
- Online-Piraterie: 12 % der Österreicherinnen und Österreicher geben zu, illegal auf Inhalte zugegriffen zu haben, insbesondere auf Sportveranstaltungen.
- Legal konsumieren: Vier von zehn Europäerinnen und Europäern haben im letzten Jahr für den Zugang zu Inhalten aus einer legalen Quelle bezahlt, in Österreich waren es 38 %.
Laut einer neuen Studie über die Wahrnehmung des geistigen Eigentums durch Bürgerinnen und Bürger, die heute vom Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) veröffentlicht wurde, sind sich Europäerinnen und Europäer zunehmend der Risiken und Folgen des Kaufs gefälschter Waren und des Zugriffs auf Inhalte aus illegalen Quellen bewusst.
80 % von ihnen sind der Ansicht, dass kriminelle Organisationen hinter gefälschten Produkten stecken und dass der Kauf von Fälschungen Unternehmen und Arbeitsplätze ruiniert. 83 % der Befragten sind ferner der Meinung, dass unethisches Verhalten gefördert wird; zwei Drittel sehen in Fälschungen eine Gefahr für Gesundheit und Sicherheit sowie für die Umwelt.
Im Hinblick auf Produktpiraterie stimmen 82 % der Europäerinnen und Europäer darin überein, dass die Beschaffung digitaler Inhalte aus illegalen Quellen die Gefahr schädlicher Praktiken (Scams oder unangemessene Inhalte für Minderjährige) birgt.
Trotz dieser positiven Ergebnisse zeigt die Studie auch, dass jeder Dritte in Europa (31 %) es nach wie vor für akzeptabel hält, gefälschte Waren zu kaufen, wenn der Preis für das Original zu hoch ist; dieser Anteil steigt auf die Hälfte (50 %) bei jüngeren Verbrauchern im Alter von 15 bis 24 Jahren.
Soweit die Ansichten. Betrachtet man das konkrete Verhalten, so geben 13 % der Befragten an, in den letzten 12 Monaten wissentlich gefälschte Waren gekauft zu haben. Diese Zahl liegt bei den 15- bis 24-Jährigen sogar bei 26 % und ist damit doppelt so hoch wie der EU-Durchschnitt, während sie in der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen auf 6 % und bei den über 65-Jährigen auf unter 5 % sinkt.
Auf Länderebene variiert der Anteil der Verbraucherinnen und Verbraucher, die wissentlich gefälschte Waren gekauft haben, zwischen 24 % in Bulgarien und 8 % in Finnland. Außer in Bulgarien liegt der wissentliche Kauf von Fälschungen auch in Spanien (20 %), Irland (19 %), Luxemburg (19 %) und Rumänien (18 %) über dem EU-Durchschnitt.
Ein niedrigerer Preis für Originalprodukte ist nach wie vor der am häufigsten genannte Grund (43 %), warum Verbraucher aufhören würden, Fälschungen zu kaufen. Das Risiko schlechter Erfahrungen (schlechte Produktqualität für 27 % der Befragten, Sicherheitsrisiken für 25 % und Bestrafung für 21 %) ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, der Verbraucher vom Kauf von Fälschungen abhalten könnte.
Unsicherheit unter Verbrauchern
Auch die Unsicherheit in Bezug auf die Echtheit nimmt zu. Fast 4 von 10 Europäerinnen und Europäern (39 %) haben sich schon einmal gefragt, ob sie möglicherweise eine Fälschung gekauft haben; bei den jungen Menschen beträgt der Anteil rund die Hälfte (52 %).
Auch hier sind die Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten beträchtlich: Während etwa ein Viertel der Verbraucherinnen und Verbraucher in Dänemark und den Niederlanden (26 %) nicht sicher war, ob das gekaufte Produkt echt war oder nicht, steigt dieser Anteil in Rumänien auf 72 %.
Die Europäerinnen und Europäer zeigen sich auch unsicher in Bezug auf die Rechtmäßigkeit der Quellen, die sie für Online-Inhalte nutzen: 41 % haben sich schon einmal gefragt, ob eine Quelle rechtmäßig war oder nicht.
Der Exekutivdirektor des EUIPO, Christian Archambeau, erklärte dazu:
Das Verständnis der Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger trägt dazu bei, im Rahmen unserer Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit sinnvolle Gespräche mit Verbrauchern und Interessenträgern zu führen. Die neueste Ausgabe der Studie zur Wahrnehmung von geistigem Eigentum bietet neue relevante Einblicke in die Wahrnehmung von Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums und unterstreicht erneut die Notwendigkeit, den Verbraucherschutz zu unterstützen. Darüber hinaus werden positive Entwicklungen in Bezug auf das Bewusstsein für und die Verfügbarkeit von digitalen Inhalten aus legalen Quellen bestätigt.
Online-Piraterie und Sportveranstaltungen
Die Europäerinnen und Europäer sind im Allgemeinen gegen die Nutzung raubkopierter Inhalte: 80 % geben an, dass sie es vorziehen, legale Quellen für den Zugang zu Online-Inhalten zu nutzen, wenn eine erschwingliche Option zur Verfügung steht.
Fast neun von zehn Personen kennen mindestens eine Art von legalen Inhaltsangeboten in ihrem Land, und mehr als vier von zehn Europäerinnen und Europäern (43 %) haben im vergangenen Jahr dafür bezahlt, urheberrechtlich geschützte Inhalte über einen legalen Dienst aufzurufen, herunterzuladen oder zu streamen.
Eine große Mehrheit der Menschen (65 %) hält es jedoch für akzeptabel, auf Online-Piraterie zurückzugreifen, wenn Inhalte über ihr Abonnement nicht verfügbar sind.
Darüber hinaus geben 14 % der Europäerinnen und Europäer an, in den letzten 12 Monaten wissentlich auf Inhalte aus illegalen Quellen zugegriffen zu haben. Bei jungen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren steigt der Anteil auf 33 %. Insbesondere zum Anschauen von Sportveranstaltungen wurden illegale Streaming-Geräte oder -Apps genutzt.
Auch der Anteil der Personen, die auf raubkopierte Inhalte zugreifen, variiert je nach Land und reicht von 9 % in Finnland und Dänemark bis zu 22 % in Malta.
Eine bessere Erschwinglichkeit und eine größere Auswahl an Inhalten aus legalen Quellen sind die am häufigsten genannten Gründe, um unerlaubt hergestellten Inhalten den Rücken zu kehren.
ÜBER DAS EUIPO
Das EUIPO ist eine der größten dezentralen Agenturen der EU mit Sitz in Alicante, Spanien. Das EUIPO, das zu einem der weltweit innovativsten Ämter für geistiges Eigentum gekürt wurde, ist für die Eintragung von Unionsmarken (UM) und Gemeinschaftsgeschmacksmustern (GGM) zuständig, die den Schutz von Rechten des geistigen Eigentums in allen Mitgliedstaaten der EU gewährleisten. Zudem arbeitet es mit den nationalen und regionalen Ämtern für geistiges Eigentum in der EU zusammen. Beim Amt angesiedelt ist die Europäische Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums. Darüber hinaus organisiert das EUIPO alle zwei Jahre die DesignEuropa Awards zur Anerkennung herausragender gewerblicher Geschmacksmuster und ihrer Entwerfer.
Die Europäische Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums wurde 2009 eingerichtet, um den Schutz und die Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums zu fördern und der wachsenden Bedrohung durch Verletzungen des geistigen Eigentums in Europa zu begegnen. Die Beobachtungsstelle ging am 5. Juni 2012 durch die Verordnung (EU) Nr. 386/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates in die Zuständigkeit des EUIPO über.
HINWEIS FÜR DIE REDAKTION
Der Bericht stellt die Ergebnisse der Studie aus dem Jahr 2023 zum Thema „Europäische Bürger und geistiges Eigentum: Wahrnehmung, Sensibilisierung und Verhalten“ vor und geht näher auf die Ergebnisse der vorangegangenen Studien zur Wahrnehmung von Rechten des geistigen Eigentums in den Jahren 2013, 2017 und 2020 ein. Ziel dieser Studie ist es, Erkenntnisse über die Einstellung der europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher zu geistigem Eigentum zu gewinnen. Insgesamt wurden zwischen dem 30. Januar und dem 15. Februar 2023 in allen EU-Mitgliedstaaten 25 824 Online-Interviews mit Einwohnern ab 15 Jahren durchgeführt.
Pressetext und Infografik:
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