- 8 % der Menschen in Österreich haben Sport-Inhalte aus illegalen Quellen angesehen oder gestreamt – in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen sogar 20 %
- EU-weit entsteht den Sportartikelherstellern durch gefälschte Sportartikel ein Schaden von 850 Mio. EUR jährlich – 11 % des Branchenumsatzes
- 8 % der jungen Österreicherinnen und Österreicher zwischen 15 und 24 Jahren haben gefälschte Sportartikel wissentlich online gekauft
- 8 Millionen gefälschte Luxus- und Sportwaren mit einem geschätzten Einzelhandelswert von 120 Mio. EUR wurden von Polizeibehörden europaweit aufgespürt und beschlagnahmt
- Im Vorfeld der anstehenden weltweiten Sportereignisse startet das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) seine Kampagne „Play Fair“ – ein Appell an die Fans, offizielle Übertragungen anzuschauen und autorisierte Merchandise-Artikel zu kaufen
Dieses Jahr dreht sich in Europa alles um den Sport: Weltweit freuen sich die Menschen auf spektakuläre Tore bei der UEFA EURO 2024, Zielfotos von der Tour de France und Goldmedaillen bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris.
Die größten Sportereignisse live verfolgen – dafür setzen Millionen Europäer auch auf illegale Quellen. Laut einer Studie des EUIPO, die die Einstellungen und das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger der EU in Bezug auf geistiges Eigentum untersucht, haben 12 % der Bürger in der EU bereits auf Sportübertragungen aus illegalen Quellen zugegriffen oder solche gestreamt. Unter den Jüngeren (Altersgruppe 15 bis 24 Jahre) waren es mehr als ein Viertel (27 %), die zugaben, Sportübertragungen auf illegalen Online-Kanälen angeschaut zu haben.
Der Exekutivdirektor des EUIPO, João Negrão, erklärte:
Wir alle fiebern einem Sommer voll spannender Wettbewerbe entgegen, und da ist Fair Play unverzichtbar – sowohl für die Spieler auf dem Platz als auch für die Zuschauer daheim. Die Rechte des geistigen Eigentums, die diese Sportereignisse und das Sporterlebnis der Fans schützen und steigern, dienen nicht nur der Förderung unserer Athleten, sondern auch als Inspiration für künftige Meisterschaften auf europäischer und internationaler Ebene. Indem wir die offiziellen Übertragungen anschauen und lizenzierte Produkte kaufen, sichern wir den Fortbestand unserer geliebten Sportarten auch für künftige Generationen.
GROẞE EREIGNISSE, GROẞE CHANCEN FÜR BETRÜGER
Die Übertragungsrechte für große Sportveranstaltungen sind nur eines von vielen Beispielen für im Sportkontext relevantes geistiges Eigentum: von den berühmten Olympischen Ringen über die Namen und Bildnisse der Spitzensportler bis zur Sportausrüstung und den offiziellen Maskottchen und Souvenirs der Veranstaltungen.
Es geht um viel Geld und um Millionen Zuschauer und Verbraucher. Da wittern auch Betrüger große Chancen. Illegales Online-Streaming betrifft alle Arten von Inhalten – auch Sportveranstaltungen. Nach Schätzungen des EUIPO wird jedes Jahr mit Medienpiraterie ein illegaler Gesamtumsatz von 1 Mrd. EUR erzielt.
Piraterie bei Live-Veranstaltungen ist ein für die Sportfinanzierung existenzielles Problem. Schließlich werden die durch die Rechte des geistigen Eigentums erzielten Einnahmen nach dem Solidarprinzip an die Sportverbände und Sportler weitergeleitet. Emma Terho, Vorsitzende der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees, sagte auf der EUIPO-Konferenz zur Bekämpfung von Online-Piraterie bei Sport- und anderen Live-Veranstaltungen im Oktober 2023:
Wenn die Fans Live-Sportübertragungen illegal streamen, ist das gesamte Finanzierungsmodell der Olympischen Bewegung, das auf Solidarität beruht, gefährdet. Die Medienrechte würden ihren Wert verlieren, niemand würde mehr Medienrechte erwerben. Die Folgen für das solidarische Finanzierungsmodell der gesamten Olympischen Bewegung wären enorm.
Piraterie betrifft jedoch nicht nur den Bereich der Sportübertragung. Nach Angaben des EUIPO entgehen der Sportartikelbranche in der EU jedes Jahr Umsätze in Höhe von 850 Mio. EUR. Nicht in dieser Zahl enthalten ist Sportbekleidung wie gefälschte Fußballhemden und Sportschuhe, die einen erheblichen Teil der gefälschten Bekleidung ausmacht, deren Gesamtwert in Europa auf 12 Mrd. EUR jährlich geschätzt wird.
IN EINIGEN LÄNDERN STREAMT FAST DIE HÄLFTE DER JUNGEN MENSCHEN ILLEGAL SPORTÜBERTRAGUNGEN
Aus der Studie des EUIPO (Studie des EUIPO zur Wahrnehmung von geistigem Eigentum) über Online-Piraterie bei Live-Sportübertragungen sind wichtige EU-weite Trends erkennbar: 12 % der Gesamtbevölkerung hat bereits auf Inhalte aus illegalen Online-Quellen zugegriffen oder solche gestreamt, um Sportereignisse zu verfolgen.
In der EU ist Bulgarien das Land, in dem dies am häufigsten vorkommt: 21 % der Befragten gaben zu, sich illegaler Online-Quellen bedient zu haben, um Sport anzusehen. Dahinter folgten Griechenland (20 %), Irland (19 %), Spanien (19 %) und Luxemburg (18 %).
Unter den Jüngeren (15 bis 24 Jahre) war der Anteil derer, die Sportübertragungen illegal online anschauten, laut der Studie doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Bei bulgarischen Jugendlichen war die Wahrscheinlichkeit, dass sie illegal Sportsendungen streamten mit 47 % am höchsten. Damit lagen sie deutlich über dem EU-Durchschnitt von 27 %, gefolgt von Spanien (42 %), Griechenland (42 %), Slowenien (39 %) und Irland (34 %).
Laut der vom EUIPO vorgelegten Studie über Online-Urheberrechtsverletzungen ist das Streaming die beliebteste Methode für den Zugang zu illegalen TV-Inhalten – in der EU erfolgt 58 % der Piraterie per Streaming und 32 % durch Download.
FÄLSCHUNG VON SPORTARTIKELN: SCHADEN VON 850 MIO. EUR
Laut dem vom EUIPO erstellten Scoreboard (EUIPO Scoreboard 2022 zu geistigem Eigentum und Jugend) geben im EU-Durchschnitt 10 % der jungen Menschen in der Altersgruppe 15-24 Jahre zu, wissentlich gefälschte Sportartikel zu kaufen. Am häufigsten kommt dies bei griechischen Jugendlichen vor, von denen 18 % einräumten, dies getan zu haben. Dagegen lag der Anteil der jungen Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa, die zugaben, unabsichtlich gefälschte Ware gekauft zu haben, bei 7 %.
Diese Umsätze mit gefälschten Waren haben gravierende Folgen: Nach Berechnungen des EUIPO ist der Schaden für die EU auf insgesamt 851 Mio. EUR jährlich zu schätzen – was 11 % des Gesamtumsatzes in der Branche entspricht. Die höchsten finanziellen Verluste werden in Frankreich, Österreich und den Niederlanden verzeichnet, wo sie sich auf jeweils Hunderte Millionen Euro belaufen. Relativ gesehen ist der Schaden in Rumänien, Litauen und Ungarn am höchsten, wo sich der Anteil gefälschter Sportartikel auf bis zu 20 % der gesamten entgangenen Umsätze im jeweiligen Land beläuft.
Produktfälschung hat schwere wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen. Außer zu Umsatzverlusten und Arbeitsplatzvernichtung, die auch in einer anderen kürzlich vom EUIPO vorgelegten Studie zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von Fälschungen in den Branchen Bekleidung, Kosmetika und Spielzeug in der EU belegt wurden, führen minderwertige Kopien auch zur Beeinträchtigung des Markenwerts. Die Skepsis der Unternehmen, ob sich Investitionen in Innovation überhaupt lohnen, nimmt in den europäischen Volkswirtschaften zu, was wiederum die weitere wirtschaftliche Entwicklung erheblich gefährdet.
Gefälschte Waren, die nicht den europäischen Normen für Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz genügen, bergen aber auch ernsthafte Gesundheitsrisiken für die Verbraucher. Die vom EUIPO und der OECD herausgegebene Studie zu gefährlichen Waren hat aufgezeigt, dass gefälschte Sportartikel nicht nur unter Umständen im entscheidenden Moment versagen, sondern auch giftige oder gefährliche Inhaltsstoffen aufweisen können.
BEKÄMPFUNG DER LIVE-EVENT-PIRATERIE
An illegalen Live-Übertragungen wird auf verschiedene Weise verdient: etwa durch illegale Abo-Dienste oder durch offene Internet-Streams, die sich durch Werbeeinnahmen finanzieren. Durch ausgeklügelte Techniken entziehen sich die in diesem Bereich tätigen Kriminellen ihrer Entdeckung – häufig nutzen sie dabei legale Dienste für den Vertrieb der Inhalte. Online-Piraterie kommt sogar dann vor, wenn Veranstaltungen wie die Olympischen Spiele oder die Endrunden der UEFA-Europameisterschaft von kostenfrei zugänglichen Sendern übertragen werden.
Überall in der EU gehen die Mitgliedstaaten und Betroffenen mit einschlägigen Vorschriften und Technologie zur Sperrung illegaler Online-Dienste gegen die Live-Event-Piraterie vor. Die Europäische Kommission hat zwei Empfehlungen abgegeben: eine Empfehlung zur Bekämpfung von Online-Piraterie bei Sport- und anderen Live-Veranstaltungen, die den Aufbau eines speziellen Netzes aus nationalen Verwaltungsbehörden vorsieht, sowie eine weitere Empfehlung zur Bekämpfung von Nachahmungen durch verstärkte Strafverfolgung und Aufklärung, wozu das EUIPO durch Informations‑, Umsetzungs- und Überwachungsarbeit beiträgt.
Darüber hinaus umfasst die Arbeit zur Pirateriebekämpfung die Sensibilisierung der Verbraucher für dieses Problem und die Aufklärung darüber, wo legale digitale Inhalte zu finden sind. Die Agorateka des EUIPO ist ein Tool, das den Zuschauern hilft, zu erkennen, welche Online-Content-Angebote (u. a. für Sportveranstaltungen) legal sind.
BEKÄMPFUNG GEFÄLSCHTER WAREN IN EUROPA
Im Zuge der Operation Fake Star – einer Initiative gegen Fälschungen weithin bekannter Markenprodukte – wurden von Polizeibehörden in ganz Europa 8 Millionen gefälschte Luxus- und Sportwaren, mehr als die Hälfte der 2023 beschlagnahmten 14 Millionen Fälschungen, aufgespürt und beschlagnahmt. Unter den gefälschten Sportwaren befanden sind gefälschte Textilien, Schuhe, Etiketten, Lederwaren und Bekleidungsaccessoires, darunter auch Sportschuhe und Sportkleidung. Der Einzelhandelswert wurde auf 120 Millionen EUR geschätzt. Diese Operation führte zur Verhaftung von 264 der Beteiligung an der Produktfälschung verdächtiger Personen.
Im Zuge des Einsatzes wurden 552 611 Schuhartikel, 1 140 343 Sportbekleidungsstücke und 5 497 460 gefälschte Etiketten mit Logos gefunden. Die Beschlagnahmen bestätigten den Verdacht, dass die letzte Verarbeitungsstufe für viele der gefälschten Endprodukte in Europa erfolgt, wo die gefälschten Logos auf unetikettierte Produkte aufgebracht werden. Die Aufdeckung der Fälscherbanden führte außerdem zur Aufdeckung anderer schwerer Straftaten, wie etwa in den Bereichen organisierte Kriminalität, Schmuggel, Betrug und Geldwäsche.
Die Einsatzleitung für die Operation Fake Star, an der Agenturen und Behörden aus 18 Ländern unter der Koordination von Europol aktiv teilnahmen, lag bei Spanien (Policia Nacional) und Griechenland (Hellenische Polizei).
ÜBER DAS EUIPO
Das EUIPO ist eine der größten dezentralen Agenturen der Europäischen Union mit Sitz in Alicante, Spanien. Das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum, das 2024 sein 30-jähriges Bestehen feiert, verwaltet seit 1994 die Eintragung von Unionsmarken und seit 2003 die Eintragung von Geschmacksmustern (Designs), beides Rechte des geistigen Eigentums, die für alle 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union gelten. Im Jahr 2023 wurde das Portfolio der Agentur um ein weiteres Recht des geistigen Eigentums, nämlich geografische Angaben für handwerkliche und industrielle Erzeugnisse, erweitert. Das EUIPO führt zudem Kooperationsaktivitäten auf EU- und internationaler Ebene durch, um gleiche Wettbewerbsbedingungen in der Welt des geistigen Eigentums zu schaffen, und beherbergt die Europäische Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums.
Pressematerial inkl. Fotos & Factsheets, Abdruck honorarfrei
Link zum Kampagnenvideo: https://www.euipo.europa.eu/en/news/observatory/illegal-sports-streaming-fake-sports-equipment-europe
Medienkontakt
Dienststelle Kommunikation des EUIPO
Telefon: +34 653 674 113