Der flächendeckende Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen (VHCN-Netze) bis 2030 ist ein klares Ziel Österreichs und der EU. Damit Österreich dieses Ziel erreichen kann, sind gezielte und treffsichere Förderungen essenziell – das bestätigen auch die Erfahrungen der letzten Jahre. Das Thema war Gegenstand einer virtuellen Expertenrunde am 22. Jänner zum Thema „Auswirkungen von Förderungen auf den Glasfaserausbau in Österreich“, organisiert von der Open Fiber Austria Association, OFAA.
Förderungen sind essenziell – städtischer Bereich muss aufholen
Der Breitbandatlas zeigt, dass Österreich in seiner Breitband- und Glasfaserversorgung sehr divers ist: Während ländliche Regionen auf einem zunehmend guten Weg sind, muss die Aufholjagd von offenen Glasfasernetzen im städtischen Bereich erfolgen, damit auch hier die Bewohner Zugang zu leistbaren und schnellen Breitbanddiensten vieler Anbieter erhalten. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass sich Förderungen als ungemein erfolgreich erwiesen haben. Sie ermöglichen Neugründungen von regionalen Unternehmen und bringen neue Player auf den Markt. Martin Wachutka, Vorstandsmitglied der OFAA: „Ohne gezielte Unterstützung droht der Ausbau ins Stocken zu geraten. Einsparungen bei Investitionen in zukunftssichere Netze sind daher auch volkswirtschaftlich keine Option. Nur mit einer klaren Strategie, nachhaltigen Fördermaßnahmen und effizienten Bauprozessen wird Österreich zukunftsfit und kann sich seinen Top-Platz in Europa und international sichern.“
Rechtssicherheit zukünftig von großer Bedeutung
Neben Förderungen bedarf es konkreter Initiativen, die den Ausbau von offenen Glasfasernetzen vorantreiben. Rechtssicherheit – etwa durch Anpassungen im Wohnungseigentumsgesetz und den Gigabit-Infrastructure Act (GIA) – ist dabei ein zentraler Faktor. Auch Synergien beim Ausbau müssen stärker genutzt werden. OFAA-Präsident DI Dr. Igor Brusic: „Mitverlegung ist attraktiv, aber die Realität zeigt, dass eine durchdachte Planung der Schlüssel zum Erfolg ist. Im städtischen Bereich gibt es nach wie vor kaum offene Glasfasernetze.“ Hier könnte Schweden ein Vorbild sein: Offene Netze in den Städten ermöglichen, dass alle Internet Service Provider (ISP) auf einer gemeinsam genutzten Glasfaserinfrastruktur, die fair, transparent und kostengünstig alle Häuser erschließt, sowie ein breites Angebot für die städtischen Bewohner schaffen.
Neben der Rechtssicherheit ist für einen kosteneffizienten Ausbau auch Planungssicherheit entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Tiefbau bis zum Endkunden – erforderlich. Daher ist ein abruptes „Ein- und Ausschalten“ von Finanzierungssäulen kurz- bis mittelfristig sehr schädlich.
Zugang zu Netzen fördern und regeln
Der Zugang zu bestehenden Infrastrukturen ist eine entscheidende Frage: Zu welchen Kosten können vorhandene Netze genutzt werden? In Deutschland wird dieses Thema gerade sehr leidenschaftlich diskutiert, und auch in Österreich ist eine klare Regelung erforderlich. Der Wettbewerb auf den Netzen wird gefördert, unter anderem durch faire Zugangsbedingungen und einem „Standardangebot“. Diese soll sowohl die flächendeckende Verfügbarkeit von offenen Glasfasernetzen als auch eine möglich große Anbietervielfalt für die Endkunden sicherstellen.
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Aus ökologischer Sicht führt ebenfalls kein Weg an der Glasfaser vorbei. Eine kürzlich von der Rundfunk- und Telekom Regulierungs-Behörde beauftragte Studie zeigt, dass Glasfasertechnologien bei weitem energieeffizienter sind als kupferbasierte Kabelfernsehnetze und mobilfunkartige Lösungen (Mobile-Cubes), die bis zu zehnmal mehr Energie benötigen. Damit ist FTTH (Fiber-to-the-Home) die mit Abstand nachhaltigste Netztechnologie, besonders für die Übertragung großer Datenvolumen. Langfristig gesehen kann eine dauerhafte Reduktion des Energieverbrauchs nur durch einen vollständigen Umstieg auf Glasfaser gewährleistet werden.
Kupferbasierte Netze gehören in Ländern wie Schweden oder China längst der Vergangenheit an. Igor Brusic: „Je früher wir umsteigen, desto zukunftssicherer und zukunftsfitter machen wir Österreich und können damit auch im internationalen Standortwettbewerb aufholen.“
Open Fiber Austria Association (OFAA)
Die OFAA wurde 2021 mit dem Ziel gegründet, ein offenes, flächendeckendes und demokratisches Glasfasernetz in Österreich zu ermöglichen. Der Verband sieht sich als innovative Drehscheibe für Infrastrukturnutzer, die Telekommunikationsbranche, Glasfasernetzbesitzer und Kabelbetreiber, um die notwendige Infrastruktur zu schaffen, die dem Endkunden schnellstes, unabhängiges und leistbares Internet bis ins Wohnzimmer garantiert. Ein erster Meilenstein ist die Entwicklung der österreichweit eindeutigen Kennzeichnung des Glasfaseranschlusses, der OAID (Open Access ID), die den Zugang zu einem offenen Netz vereinfacht. Der Vorstand des Verbandes besteht aus dem Vorstandsvorsitzenden Igor Brusic sowie Martin Wachutka, Marco Resch und Geschäftsführerin Irmgard Kollmann. Weitere Informationen finden Sie unter https://www.ofaa.at
Fotos: Abdruck honorarfrei, © OFAA
BU1: Igor Brusic, Präsident der Open Fiber Austria Association
BU2: Martin Wachutka, Vizepräsident der Open Fiber Austria Association