Die Sommersaison wirft regelmäßig die Frage auf, welche Alternativen es zum Chlor im Swimmingpool gibt. Experten klären über Ängste, Mythen und Vorurteile auf.
Jeder von uns kennt ihn, den typischen Chlorgeruch – oder besser gesagt, den vermeintlich typischen Chlorgeruch. „Chlor in seiner freien Form ist an sich geruchlos“, erläutert Johann Poinstingl, Präsident des österreichischen Schwimmbadverbandes, ÖVS. Der Geruch entsteht dann, wenn das Wasser nicht ausreichend gefiltert wird und das Chlor, das dem Wasser aus hygienischen Gründen zugesetzt wird, sich mit Verunreinigungen im Wasser, so auch mit Harnsäure, verbindet. Harnsäure befindet sich im Urin und im Schweiß. Anders gesagt: desto mehr Menschen ungeniert in den Pool pinkeln oder ungewaschen ins kühle Nass springen, desto intensiver wird der typische „Schwimmbadgeruch“ – und desto mehr kann es auch zu Schleimhautreizungen kommen, die dann die Augen röten und zum typischen Augenbrennen führen. Daher der dringende Appell der Experten: „Der Gang zur Toilette sowie Duschen vor dem Badespaß sollte für jeden von uns eine Selbstverständlichkeit sein“.
Doch nicht nur in Sachen Geruch, sondern auch aus gesundheits- und umwelthygienischer Sicht ist Chlor weit besser als sein Ruf. Der steirische Umwelthygieniker Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz Mascher: „Chlor ist das Desinfektionsmittel schlechthin, da es Bakterien, Viren, Algen und Pilzsporen gleichermaßen schnell abtötet“. Nicht zuletzt deshalb findet Chlor auch rund um den Globus für das Desinfizieren von Trinkwasser Verwendung und wird täglich von Milliarden von Menschen getrunken. „Chlor ist nachweislich der Stoff, der durch die Trinkwasserdesinfektion mehr Menschenleben gerettet hat als irgendein Heilmittel, und wenn man Chlor trinken kann, dann kann man auch unbeschadet darin baden“, bringt der Umwelthygieniker die Vorteile von Chlor auf den Punkt.
Chlor für ungetrübten Badespaß
Sofern das mit Chlor versetzte Wasser laufend gereinigt und gefiltert wird, ist es als sogenanntes „gutes oder freies Chlor“ hervorragend geeignet, Mikroorganismen und Krankheitserreger im Wasser zu inaktivieren. Für den sicheren Badespaß ist bereits eine Konzentration von 0,3 bis 0,5 Milligramm Chlor pro Liter Beckenwasser ausreichend. Allerdings verliert Chlor durch Verunreinigungen weitestgehend seine Desinfektionskraft. Wenn sich beispielsweise im Beckenwasser über die Haut, Schweiß und Urin eingebrachten Stickstoffverbindungen mit dem freien Chlor verbinden, wird dieses zum „schlechten bzw. gebundenen Chlor“. Erkennbar ist dies etwa durch den unangenehmen Geruch des Badewassers sowie an den geröteten Augen.
Salz statt Chlor – eine Alternative?
Poolbesitzer interessieren sich häufig für Salzwasserpools, die eine „chlorfreie Desinfektion“ versprechen. Dr. Mascher klärt mit diesem Mythos auf: „Nicht Salz ist das Desinfektionsmittel, sondern das aus Salz erzeugte Natriumhypochlorit. Es handelt sich dabei also nicht um Salz- oder Meerwasserbäder ohne Chlor, sondern um klassische Beckenbäder mit Chlor als Desinfektionsmittelwirkstoff, nur dass der Wirkstoff im Becken selbst erzeugt wird: dazu wird Kochsalz, also Natriumchlorid, ins Badewasser gegeben, woraus durch Elektrolyse-Anlage Natriumhypochlorit erzeugt wird“. Darüber hinaus werden auf dem Markt auch weitere Aufbereitungsmittel und -verfahren angeboten, die aber, alle Vor- und Nachteile abwiegend, einen Vergleich mit chlorhaltigen Desinfektionsmitteln nicht standhalten. Mascher: „Jede Alternative zum Chlor ist daher bestenfalls die zweitbeste Wahl!“
Poolwasser für den Garten – ja bitte
Das Wasser, das im Pool für unbeschwerten Badespaß sorgt, kann übrigens auch für das Gießen des Gartens verwendet werden, wobei einige Grundregeln zu beachten sind. Dr. Andreas Baumgarten
Abteilungsleiter Gesundheit für Mensch, Tier und Pflanzen bei der Österreichischen Gesundheitsagentur AGES: „Im Prinzip kann Wasser aus dem Pool zur Bewässerung im Garten genutzt werden, allerdings sollte der Chlorgehalt nicht über 0,05 mg pro Liter liegen. Üblicherweise wird diese Konzentration nach zwei bis drei Tagen unterschritten, wobei es jedoch auf die ursprünglich zugesetzte Menge ankommt“. Ein weiterer Tipp des Experten: „Es sollte in jedem Fall auf einen sinnvollen Einsatz des Wassers geachtet werden – ein einmaliges „Entleeren“ des Pools kann zu Problemen durch den Wasserüberschuss führen“.
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Wissenswertes
Chlor in seiner reinen Form tritt kaum in Erscheinung und reizt die Schleimhäute weitaus geringer als gebundenes Chlor in gleicher Konzentration. Erst gebundenes Chlor (Chloramine) verursacht den vor allem aus Hallenbädern bekannten Geruch. Dieses entsteht nicht durch eine Chlor-Überdosierung, sondern bei einer hohen Konzentration an Chloraminen, also einfach gesagt durch Schmutzeinträge verbrauchtes Chlor. Wenn beispielsweise Schweiß oder Urin ins Beckenwasser eingebracht werden bilden sich Chlor-Stickstoffverbindungen, wie etwa das Stickstofftrichlorid, das stark schleimhautreizend und geruchsbelästigend ist.
Über den ÖVS
Der österreichische Verband der Schwimmbad- und Saunawirtschaft, ÖVS, ist Teil der WKO, und hat zum Ziel, die Qualität der Branche und seiner 118 Mitglieder durch laufende Aus- und Weiterbildung, Überprüfen der Norm- und Sicherheitsbestimmungen sowie die Vergabe eines Qualitätszertifikats zu sichern und an aktuelle Bedürfnisse anzupassen. Der ÖVS bekennt sich zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und leistet demensprechende Aufklärungsarbeit. Darüber hinaus stehen „Sicherheit für Kinder rund um das Schwimmbecken“ sowie soziale, umwelt- und klimarelevante Themen „Balance zwischen Well-Being und Ressourcenschonung“ auf dem Programm. Obmann ist Johann Poinstingl, Geschäftsführer Jürgen Rathmanner. https://www.wko.at/site/oevs-verband/start.html schwimmbadverband@wko.at