- EU-weite Aktion beschlagnahmt gefälschte Lebensmittel im Wert von 91 Millionen Euro
- Weine und Spirituosen werden im Vergleich zu anderen Produkten besonders häufig gefälscht. Jährlich entstehen in der EU dadurch Umsatzverluste in Höhe von 2.289 Milliarden Euro und fast 5.700 Arbeitsplätze gehen verloren – davon 28 Millionen Euro sowie 49 Jobs in Österreich.
- Gefälschte Lebensmittel und Getränke enthalten gefährliche Substanzen wie Methanol, Quecksilber und giftige Pestizide
- Geografische Angaben sind ein Zeichen für Authentizität. In der Europäischen Union sind über 3.600 Produkte mit geografischer Angabe registriert
Zum Welttag gegen Produktfälschungen stellt das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) im Rahmen einer EU-weiten Kampagne die Frage: „Was kommt auf Ihren Tisch?“, und macht dadurch auf die wachsende Bedrohung durch gefälschte Lebensmittel und Getränke aufmerksam. Denn jüngste Berichte zeigen, dass Fälschungen im Lebensmittel- und Getränkebereich weiterhin erhebliche Risiken für die Gesundheit der Verbraucher darstellen und zugleich der europäischen Wirtschaft und dem kulinarischen Erbe Europas schaden.
Gefälschte Produkte werden oft mit Luxusartikeln und Mode in Verbindung gebracht. Doch laut Intellectual Property Crime Threat Assessment waren Lebensmittel – insbesondere Kekse, Teigwaren, Chips und Süßigkeiten – die am zweithäufigsten beschlagnahmte Produktkategorie an den Außengrenzen der EU im Jahr 2020.
Neueste Erkenntnisse zeigen das alarmierende Ausmaß der illegalen Produktfälschungen. Ein Europol Bericht über die Bewertung der Bedrohungslage im Bereich der schweren und organisierten Kriminalität in der EU für 2025 (SOCTA) hebt hervor, dass insbesondere der Onlinehandel Betrügern neue Wege eröffnet hat, gefälschte Lebensmittel zu vertreiben, denn im Internet wird es für Verbraucher immer schwieriger, echte Produkte zu erkennen. Produktfälscher manipulieren Lebensmitteletiketten und -verpackungen und passen auch Herstellungsverfahren an – häufig mit dem Ziel, hochwertige Produkte zu imitieren.
Auch die Strafverfolgungsmaßnahmen verdeutlichen das Ausmaß des Problems. Die jährlich von Europol und Interpol durchgeführte gemeinsame Operation OPSON führte im Jahr 2024 zur Beschlagnahmung von gefälschten und nicht qualitätsgerechten Lebensmitteln im Wert von 91 Millionen Euro.
Der Exekutivdirektor des EUIPO, João Negrão, erklärt:
„Gefälschte Lebensmittel und Getränke sind ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit. Mit unserer Kampagne wollen wir den Verbraucherinnen und Verbrauchern das nötige Wissen vermitteln, damit sie sich schützen können, und gleichzeitig legitime Unternehmen unterstützen, die die EU-Qualitätsstandards einhalten. Dies ist ein Kampf, den wir gemeinsam führen müssen – Behörden, Hersteller und Verbraucher gleichermaßen.“
Gesundheitsrisiken bleiben ein Hauptanliegen. Der SOCTA-Bericht 2021 warnt davor, dass in gefälschten Lebensmitteln gefährliche Stoffe wie Methanol, Quecksilber, Fipronil, sowie verschiedene Insektizide und Pestizide gefunden wurden.
Die Fälschung von Getränken, insbesondere alkoholischen Getränken, ist nach wie vor ein großes Problem, da organisierte illegale Gruppen ausgefeilte Methoden anwenden, um Konsumenten zu täuschen. Dabei verwenden Betrüger häufig Originalflaschen wieder oder drucken gefälschte Etiketten, die sie auf leere Flaschen kleben. Dadurch können Verbraucher und Behörden nur schwer zwischen legalen und gefälschten Produkten unterscheiden.
Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen sind erheblich: Laut Angaben des EUIPO war der Wein- und Spirituosensektor im Zeitraum 2013-2017 einer der am stärksten von Fälschungen betroffenen Sektoren. Insgesamt gingen in der EU jährlich 2.289 Millionen Euro an Umsatz verloren und fast 5.700 Arbeitsplätze wurden aufgrund von Produktfälschungen vernichtet. Auch die Steuerausfälle waren mit 2.068 Millionen Euro erheblich.
China und die Türkei gehörten in den Jahren 2019 und 2020 zu den Ländern, aus denen an den EU-Außengrenzen am häufigsten gefälschte Lebensmittel und Getränke beschlagnahmt wurden.
GEOGRAFISCHE ANGABEN, EIN ZEICHEN FÜR ECHTHEIT
Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie ist ein wichtiger Bestandteil der EU-Wirtschaft und leistet einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Entwicklung, Beschäftigung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Von Wein bis hin zu traditionellen Lebensmitteln ermöglichen geografische Angaben (g.A.) Verbrauchern, Qualitätsprodukte zu erkennen. Gleichzeitig ermöglichen sie den Erzeugern, ihre Produkte besser zu vermarkten. Herkunftsbezeichnungen schützen Produktnamen, die aus bestimmten Regionen stammen und deren Eigenschaften oder Merkmale im Wesentlichen auf diese geografische Umgebung zurückzuführen sind.
Das EU-System der g.A. umfasst die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.), die geschützte geografische Angabe (g.g.A.) und die garantiert traditionelle Spezialität (g.t.S.). Diese Zertifizierungen bewahren das reiche kulinarische Erbe Europas und bieten den Verbrauchern eine Garantie für Authentizität und Qualität. Derzeit sind in der Europäischen Union über 3.600 Produkte als geografische Angaben registriert.
Frankreich, Italien und Deutschland sind sowohl bei der Herstellung als auch beim Verbrauch von G.A.-Produkten führend, wobei allein Frankreich fast 32 Prozent des EU-Absatzes von G.A.-Produkten ausmacht. Wein macht 54 Prozent des gesamten G.A.-Verbrauchs in der EU aus und ist daher besonders anfällig für Fälschungen. Weitere stark betroffene Produkte sind Olivenöl, Bier, Fleisch, Käse und Milchprodukte.
WIE VERBRAUCHER SICH SCHÜTZEN KÖNNEN
Die EUIPO-Kampagne „Was kommt auf Ihren Tisch?“ bietet Verbrauchern praktische Hinweise, wie sie sich vor gefälschten Produkten schützen können. Um Fälschungen zu vermeiden, wird dringend empfohlen, bei vertrauenswürdigen Händlern, über offizielle Vertriebskanäle sowie auf den Websites der Hersteller einzukaufen. Die Überprüfung der Produktkennzeichnung und der Herkunft sowie die Suche nach Zertifizierungslogos können dabei helfen, die Echtheit eines Produkts zu bestätigen. Besonders wichtig ist es, auf die offiziellen EU-g.A.-Kennzeichnungen wie g.U., g.g.A. und g.t.S. zu achten.
Weiters ist es wichtig, die Verpackung und das Produkt selbst sorgfältig zu prüfen, da Fälschungen oft Verarbeitungsfehler oder Rechtschreibfehler aufweisen. QR-Codes und Hologramme können zur Überprüfung der Echtheit eines Produktes beitragen. Das EUIPO hat einen Leitfaden zu Technologien zur Bekämpfung von Fälschungen und Piraterie veröffentlicht, der über 40 verschiedene Technologien enthält, die Unternehmern beim Schutz ihrer Marken helfen können.
BEKÄMPFUNG VON GEFÄLSCHTEN PRODUKTEN IN EUROPA
Die Fälschung von Lebensmitteln und Getränken sowie der Missbrauch geografischer Angaben stellen ein schwerwiegendes und ernstes Verbrechen dar, das auf internationaler Ebene bekämpft werden muss. Das EUIPO engagiert sich aktiv für die Bekämpfung von Fälschungen in der gesamten EU. Im Rahmen seiner Bemühungen arbeitet es mit verschiedenen Organisationen und Strafverfolgungsbehörden zusammen, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Durchsetzung in Europa zu verbessern.
Hochkarätige Operationen wie OPSON – Altgriechisch für „Lebensmittel“– tragen dazu bei, gefälschte und nicht qualitätsgerechte Lebensmittel und Getränke vom Markt zu nehmen. Bei der OPSON-Operation 2024, die von Europol und Interpol in Zusammenarbeit mit verschiedenen Strafverfolgungsbehörden in 29 europäischen Ländern sowie Lebensmittel- und Getränkeherstellern koordiniert wurde, wurden rund 22.000 Tonnen Lebensmittel und rund 850.000 Liter (vorwiegend alkoholische) Getränke im Wert von 91 Millionen Euro beschlagnahmt. Weiters wurden elf illegale Netzwerke zerschlagen und 278 Personen im Zusammenhang mit den Fälschungen bei den Justizbehörden angezeigt. Im Rahmen dieser Maßnahmen stellt das EUIPO Fachwissen im Bereich der Rechte des geistigen Eigentums – insbesondere Marken und geografische Angaben – zur Verfügung, bietet Schulungen an und arbeitet eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen, um Produktfälschungen zu bekämpfen.
Wie aus den Berichten des EUIPO hervorgeht, steht die Herstellung und der Vertrieb gefälschter Produkte häufig in Verbindung mit organisierter Kriminalität – Aktivitäten, die legitime Unternehmen untergraben, die Gesundheit der Verbraucher gefährden und zur Finanzierung anderer schwerer Straftaten wie Drogenhandel, Geldwäsche, Cyberkriminalität, Betrug und sogar Terrorismus beitragen.
ÜBER DAS EUIPO
Das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) ist eine der größten dezentralen Agenturen der Europäischen Union mit Sitz in Alicante (Spanien). Das EUIPO verwaltet seit 1994 die Eintragung von EU-Marken und seit 2003 die Eintragung von EU-Designs, beides Rechte des geistigen Eigentums, die in den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union gelten. Im Jahr 2023 hat die Agentur ihr Portfolio um ein weiteres Recht des geistigen Eigentums erweitert: geografische Angaben für handwerkliche und gewerbliche Erzeugnisse. Das EUIPO führt auch Kooperationsmaßnahmen auf EU- und internationaler Ebene durch, um weltweit gleiche Wettbewerbsbedingungen im Bereich des geistigen Eigentums zu schaffen, und ist Sitz der Europäischen Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums. Im Jahr 2024 wurde das EUIPO zum fünften Mal als innovativstes Amt für geistiges Eigentum der Welt ausgezeichnet.
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