Trotz großer Fortschritte bei der digitalen Infrastruktur in Europa bleibt Österreich bei der Verfügbarkeit und Nutzung von Glasfaseranschlüssen weit hinter anderen Ländern zurück. Aktuelle Daten der Open Fiber Austria (OFAA) und des FTTH Council Europe zeigen eine besorgniserregende Kluft zwischen Österreich und anderen europäischen Ländern. Um die aktuelle Verfügbarkeit offener Glasfasernetze in Österreichs Gemeinden zu verdeutlichen, hat die OFAA eine digitale, interaktive Österreichkarte erstellt. Diese Karte ist unter https://maps.ofaa.at abrufbar.
Auch wenn bereits 44 Prozent aller Österreicher, das entspricht 1,8 Mio. Haushalten, einen Glasfaseranschluss – also einen Zugang zu gigabitschnellem Internet bis ins Wohnzimmer – bestellen könnten, tun dies bislang nur knapp über ein Viertel tatsächlich. Die wichtigsten Gründe dafür sind mangelnde oder einseitige Information der Verbraucher. Die meisten sind mit dem aktuellen Angebot der großen Telekommunikationsanbieter zufrieden, da der derzeitige Bedarf meist noch ausreichend gedeckt ist. Doch unser Datenverbrauch steigt exponentiell: Streamingdienste, Videos, Cloud Computing, Online-Spiele und internetbasierte Services führen zu einem nie dagewesenen Bedarf an Übertragungsgeschwindigkeiten und permanenter Verfügbarkeit der gebuchten Bandbreiten. Kupferleitungen sind dafür längst nicht mehr leistungsfähig und zuverlässig genug: der Bedarf kann nur durch einen flächendeckenden Ausbau von Glasfaserinfrastrukturen mit enormen Bandbreiten und Geschwindigkeiten gedeckt werden.
Vor diesem Hintergrund ist die Investition in Glasfaser nicht nur eine Frage der Leistungsfähigkeit, sondern auch der Nachhaltigkeit und Zukunftssicherheit der digitalen Infrastruktur und damit der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. DI Dr. Igor Brusic, OFAA-Präsident, betont: „Derzeit fehlen in Österreich noch 2,4 Mio. Glasfaseranschlüsse bis zum Vollausbau. Dies verdeutlicht den dringenden Bedarf an Investitionen und politischen Maßnahmen, um eine flächendeckende Verfügbarkeit zu erreichen. Sowohl die Politik als auch die Betreiber am Markt sind gefordert, mehr Bewusstsein für die Bedeutung der Glasfasernetze zu schaffen.“
Take-Up Rate: EU-Nachzügler Österreich
Die Zahlen zeigen, dass auch bei der Nutzung der Glasfaseranschlüsse noch viel Luft nach oben ist. Laut FTTH Council Europa liegt die Take-Up Rate im EU-Durchschnitt per September 2023 bei 52,7 Prozent. Spitzenreiter sind Spanien mit 85,8 gefolgt von Portugal und Schweden mit 82,4 respektive 80,7 Prozent. Österreich führt mit 25,2 Prozent die Gruppe der Nachzügler an – nur knapp vor Belgien und Deutschland. Das Schlusslicht bildet Griechenland mit einer Take-Up Rate von 20,4 Prozent.
Nur offene Glasfasernetze sind demokratisch
Um künftigen Versorgungsengpässen und einem regionalen Gefälle entgegenzuwirken, fordert die Open Fiber Austria einen raschen und flächendeckenden Ausbau offener und demokratischer Glasfasernetze. Nur solche Netze gewähren allen Anbietern gleichberechtigten und fairen Zugang zum Markt. Zugleich ermöglichen offene Netze dem Verbraucher zwischen verschiedenen Anbietern zu wählen, was zu einer Ankurbelung des Wettbewerbs, einer Steigerung der Servicequalität und letztendlich zu fairen Endkundenpreisen führt.
Open Fiber Austria präsentiert interaktive Glasfaser-Österreichkarte
Um die regionalen Unterschiede zu verdeutlichen, hat die Open Fiber Austria eine digitale Landkarte für offene Netze in Österreich erstellt. Diese interaktive Karte ermöglicht Gemeinden und Verbrauchern zellgenau die Verfügbarkeit offener Netze in ihrer Region bzw. an ihrem Wohnort zu überprüfen. Während die Landeshauptstädte noch weit hinterherhinken, sind die ländlichen Gegenden in den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich, sowie Teile der Süd- und Weststeiermark bereits gut mit echten, offenen Netzen versorgt: Vorzeigeorte mit einem 100-prozentigen Versorgungsgrad sind beispielsweise Obritzberg-Rust (NÖ), Esternberg (OÖ), St. Nikolai i. S. (Steiermark) oder Faggen (Tirol). Igor Brusic: „Damit geben wir Politik und Verbrauchern ein Steuerungstool an die Hand, das es ermöglicht, Engpässe zu entdecken und dementsprechend zu handeln“. Die interaktive Karte ist abrufbar unter https://maps.ofaa.at
Open Fiber Austria Association (OFAA)
Die OFAA wurde 2021 mit dem Ziel gegründet, ein offenes, flächendeckendes und demokratisches Glasfasernetz in Österreich zu ermöglichen. Der Verband sieht sich als innovative Drehscheibe für Infrastrukturnutzer, die Telekommunikationsbranche, Glasfasernetzbesitzer und Kabelbetreiber, um die notwendige Infrastruktur zu schaffen, die dem Endkunden schnellstes, unabhängiges und leistbares Internet bis ins Wohnzimmer garantiert. Ein erster Meilenstein ist die Entwicklung der österreichweit eindeutigen Kennzeichnung des Glasfaseranschlusses, der OAID (Open Access ID), die den Zugang zu einem offenen Netz vereinfacht. Der Vorstand des Verbandes besteht aus dem Vorstandsvorsitzenden Igor Brusic sowie Martin Wachutka, Marco Resch und Geschäftsführerin Irmgard Kollmann. Weitere Informationen finden Sie unter https://www.ofaa.at
Fotos: Abdruck honorarfrei
BU1: DI Dr. Igor Brusic, Präsident Open Fiber Austria © OFAA
BU2: Glasfasernetze in Österreich © OFAA
BU3: QR-Code scannen, um zur Glaserfaser-Landkarte zu gelangen © OFAA