Europa exportiert Technologie und Know-how, doch ungeschützt können Unternehmen aus der EU Opfer von Rechtsverletzungen werden. Der Schutz und die Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums stellen EU-Unternehmen, die in neue Märkte expandieren möchten, vor große Herausforderungen.
Im Jahr 2021 belief sich der Wert der Ausfuhren auf insgesamt 4 868 Mio. EUR, und Österreich handelte Maschinen und Fahrzeuge – hauptsächlich Straßenfahrzeuge sowie elektrische und allgemeine industrielle Maschinen – für 2 395 Mio. EUR (49 % der Ausfuhren nach China), Industrieerzeugnisse – vor allem Metallerzeugnisse – für 893 Mio. EUR (18 % der Ausfuhren nach China) sowie Chemikalien und verwandte Erzeugnisse – in erster Linie medizinische und pharmazeutische Produkte – für 657 Mio. EUR (13 % der Ausfuhren nach China).
1,6 Millionen Eintragungen von Unionsmarken (UM) mit mehr als 4,4 Millionen zugehörigen Waren- und Dienstleistungsklassen waren am 1. Januar 2020 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 5,6 % (2010–2019) in Kraft. Die meisten UM-Anmeldungen stammten weiterhin aus der EU, auf die durchschnittlich 68,3 % aller Anmeldungen entfielen. Deutschland stand bei den Anmeldeländern aus der EU und weltweit an der Spitze, gefolgt von anderen großen EU-Volkswirtschaften wie Italien, Spanien und Frankreich. Österreichs Anteil betrug 2,4 %[1].
Der Exekutivdirektor des EUIPO, Christian Archambeau, zieht die folgende Bilanz der erzielten Erfolge:
„In den letzten fünf Jahren stand IP Key China an der Seite von Unternehmern, KMU, Forschern und kreativen Denkern, um die geistigen Vermögenswerte zu schützen, die die Zukunft ihres Unternehmens in China sichern. Wir freuen uns darauf, weiterhin eine wichtige Rolle bei der Stärkung des Mechanismus für den Dialog über geistiges Eigentum zu spielen, ein wesentlicher Aspekt für die Verbesserung der Transparenz und Vorhersehbarkeit der Systeme des geistigen Eigentums.“
Das Projekt ergänzte den Dialog zwischen der EU und China sowie die Arbeitsgruppe EU-China zu Fragen des geistigen Eigentums, die von der EU und China koordiniert werden. Im Einklang damit brachten diese Tätigkeiten die Interessen von EU-Unternehmen wirksam zum Ausdruck, indem der Austausch mit China über die Bewältigung der spezifischen Herausforderungen im Zusammenhang mit Rechten des geistigen Eigentums vorangetrieben wurde.
Anlässlich des neunten Dialogs auf hoher Ebene zu Handels- und Wirtschaftsfragen zwischen der EU und China im Juli 2022 hob der Exekutiv-Vizepräsident und für Handel zuständige Kommissar Valdis Dombrovskis hervor:
„Es ist wichtig, gleiche Wettbewerbsbedingungen für in China tätige EU-Unternehmen zu gewährleisten. Die EU und China sind wichtige Handelspartner, und wir müssen unseren Dialog fortsetzen, um eine größere Annäherung Chinas an die europäischen und internationalen Standards für den Schutz der Rechte des geistigen Eigentums zu gewährleisten.“
Erfolge
In den letzten fünf Jahren zielte die Arbeit von IP Key China darauf ab, Unternehmen und Innovatoren aus der EU durch die Zusammenarbeit mit chinesischen Behörden, Unternehmensverbänden und anderen öffentlichen und privaten Interessenträgern den Marktzugang zu erleichtern. Dieser Beitrag wurde durch ein besseres Marktverständnis und eine bessere Umsetzung der Rechtsvorschriften zum geistigen Eigentum und der Systeme zur Durchsetzung dieser Rechte in China geleistet.
Die fundierten Bewertungen der chinesischen Rechtsvorschriften durch IP Key China haben die großen Unterschiede zu den entsprechenden Rechtsvorschriften im Bereich des geistigen Eigentums in der EU verdeutlicht. Die Analyse erstreckte sich auf ein breites Spektrum von Aspekten, wie die Bekämpfung von Nachahmungen und Produktpiraterie, Verfahren zur Beilegung von Streitigkeiten im Bereich des geistigen Eigentums, allgemeine Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums und entsprechende Erkenntnisse, die europäischen Unternehmen zur Verfügung gestellt wurden.
Darüber hinaus war das Projekt an einer weiteren Zusammenarbeit mit China nach der Unterzeichnung des bilateralen Abkommens zwischen der EU und China zum Schutz von 100 europäischen geografischen Angaben in China und 100 chinesischen geografischen Angaben in der EU beteiligt.
IP Key China hat auch einen wesentlichen Beitrag zur Integration der Markendaten geleistet, die vom chinesischen Amt für geistiges Eigentum (CNIPA) zur Verfügung gestellt wurden, infolgedessen über 32 Millionen chinesische Marken in der Datenbank „TMview“ für die Markensuche verfügbar gemacht wurden.[2] Im Jahr 2020 unterzeichneten das EUIPO und das CNIPA die Vereinbarung über den Austausch von Markeninformationen und einigten sich auf den gegenseitigen Austausch von chinesischen nationalen Markendaten und Markendaten der Europäischen Union.[3]
Darüber hinaus wurde eine Reihe von Seminaren und Veranstaltungen organisiert, während kostenlose Online- und Vor-Ort-Schulungen von Sachverständigen für geistiges Eigentum, Veröffentlichungen, Informationsblätter über den chinesischen Markt und Fallstudien auch für EU-Unternehmen bereitgestellt wurden. Seit seiner Einrichtung im Jahr 2008 beantwortet der 24-Stunden-KMU-Helpdesk für Angelegenheiten zum geistigen Eigentum in China mittlerweile konkrete Fragen, um einen Dienst zur Unterstützung von KMU im Bereich des geistigen Eigentums bereitzustellen, die auf dem chinesischen Markt tätig sind oder dies beabsichtigen.
Warum China?
Festlandchina ist einer der wichtigsten Handelspartner der EU, und Rechte des geistigen Eigentums sind ein entscheidender Faktor für EU-Unternehmen, die Handelbeziehungen mit China unterhalten.
2021 war China der drittgrößte Partner für EU-Warenausfuhren (10,2 %), wobei EU-Unternehmen ein Volumen von 223,4 Mrd. EUR nach China exportierten. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge (52 % der Ausfuhren nach China), sonstige Fertigwaren (20 %) und chemische Erzeugnisse (15 %).[4] Die drei größten EU-Ausführer von Waren nach China waren Deutschland (104 655 Mio. EUR), Frankreich (24 028 Mio. EUR) und die Niederlande (15 906 Mio. EUR).
Das Engagement der EU gegenüber China im Bereich des Handels wird durch die gemeinsame Mitteilung aus dem Jahr 2019 „EU-China – Strategische Perspektiven“ bestimmt, laut der die Gegenseitigkeit, gleiche Wettbewerbsbedingungen und ein fairer Wettbewerb gefördert werden sollen.
Herausforderungen
In den letzten Jahren wurden bei der Rechtsetzung erhebliche Fortschritte erzielt. Die Dialogmechanismen, das Engagement der großen Netzwerke der Interessenträger und IP Key China haben erheblich dazu beigetragen. Der Schutz und die Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums sind jedoch nach wie vor nicht wirksam genug, und es bestehen weiterhin Herausforderungen wie mangelnde Transparenz und unzureichende Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums.[5] Erhebliche Bedenken gibt es insbesondere hinsichtlich der Auslegung der Voraussetzungen für die Patentierbarkeit, des fehlenden ausreichenden Rechtsschutzes gegen bösgläubig vorgenommene Markenanmeldungen[6] und des gewährten Schutzes für Geschäftsgeheimnisse. Ein zunehmendes Problem ist die Gewährleistung einer fairen und diskriminierungsfreien Behandlung in Wettbewerbsverfahren, die gegen ausländische Rechteinhaber eingeleitet werden.[7]
Die Zukunft
In der nächsten Phase des Projekts „IP Key China“ wird es darum gehen, die Konvergenz chinesischer, europäischer und internationaler Standards für den Schutz der Rechte des geistigen Eigentums voranzutreiben, wobei Aspekte der Strafverfolgung stärker im Vordergrund stehen werden. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf der Festigung von Partnerschaften und der strategischen Zusammenarbeit mit in China tätigen Unternehmen sowie Branchenverbänden liegen. Künftige Bemühungen werden außerdem darauf abzielen, eine stärkere Einbeziehung sektoraler Einrichtungen in der EU und ihren Mitgliedstaaten in den Peer-to-Peer-Austausch mit entsprechenden chinesischen Einrichtungen zu Themen von gemeinsamem Interesse sicherzustellen.
HINWEIS FÜR DIE REDAKTION
DARUM LIEGT DER SCHWERPUNKT AUF RECHTEN DES GEISTIGEN EIGENTUMS
Geistiges Eigentum ist ein Schlüsselfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in der globalen Wirtschaft. Es sichert eine Rendite aus den Investitionen in Innovation und ist insbesondere für KMU von Bedeutung, die zwar ihre Geschäftstätigkeit internationalisieren, aber häufig nur über begrenzte Zeit und Ressourcen verfügen und nur in begrenztem Umfang wissen, wie wertvoll geistiges Eigentum für ihre Geschäftstätigkeit sein kann. Darüber hinaus zielt der Aktionsplan für geistiges Eigentum 2020 darauf ab, die wirtschaftliche Resilienz und Erholung der EU zu stärken, indem kreative und innovative Branchen in der EU in die Lage versetzt werden, weltweit führend zu bleiben, und indem der grüne und digitale Wandel in Europa beschleunigt wird.
Rechte des geistigen Eigentums sind von entscheidender Bedeutung, um Innovationen vor Wettbewerbern zu schützen, und Vermögenswerte im Bereich des geistigen Eigentums sind eine wichtige Geldquelle durch Lizenzvereinbarungen oder Verkäufe im Bereich des geistigen Eigentums sowie ein wichtiger Anziehungsfaktor für Investoren. Eine 2019 veröffentlichte Studie des EUIPO und des Europäischen Patentamts (EPA) ergab, dass schutzrechtsintensive Wirtschaftszweige fast 45 % der gesamten Wirtschaftstätigkeit (BIP) in der EU generierten, was einem Wert von 6,6 Billionen EUR entspricht. Auf sie entfielen auch 96 % der weltweiten Ausfuhren von EU-Waren. Der starke Anstieg des elektronischen Handels aufgrund der Pandemie hat für Unternehmen und politische Entscheidungsträger, die mit einer exponentiellen Zunahme bei den Praktiken für Nachahmungen und Produktpiraterie im Internet konfrontiert waren, schwierige Probleme mit sich gebracht.[8] Diese Fälle betreffen verschiedene Arten von Rechten des geistigen Eigentums wie Patente, Marken, Urheberrechte sowie unlauteren Wettbewerb, wie in der Studie hervorgehoben wird.
ÜBER DAS EUIPO
Das EUIPO ist eine der größten dezentralen Agenturen der EU mit Sitz in Alicante, Spanien. Das EUIPO, das 2021 zum weltweit innovativsten Amt für geistiges Eigentum gekürt wurde, ist für die Eintragung von Unionsmarken (UM) und Gemeinschaftsgeschmacksmustern (GGM) zuständig, die den Schutz von Rechten des geistigen Eigentums in allen Mitgliedstaaten der EU gewährleisten. Zudem arbeitet es mit den nationalen und regionalen Ämtern für geistiges Eigentum in der EU zusammen. Beim Amt angesiedelt ist die Europäische Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums.
Die Europäische Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums wurde 2009 eingerichtet, um den Schutz und die Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums zu fördern und der wachsenden Bedrohung durch Verletzungen des geistigen Eigentums in Europa zu begegnen. Sie wurde am 5. Juni 2012 durch die Verordnung (EU) Nr. 386/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates an das EUIPO übertragen und besteht in diesem Jahr somit seit zehn Jahren.
ÜBER IP KEY CHINA
IP Key China ist ein EU-Projekt, das 2017 ins Leben gerufen wurde, um die Zusammenarbeit zwischen der EU und China im Bereich des geistigen Eigentums zu verbessern. Es wird von der Europäischen Kommission und dem EUIPO kofinanziert und auf operativer Ebene vom EUIPO durch enge Zusammenarbeit mit chinesischen Interessenträgern und unter Einbeziehung von Akteuren aus Industrie und Wissenschaft sowie Durchsetzungs- und Justizbehörden umgesetzt. Das Projekt IP Key China unterstützt den bilateralen Dialog über geistiges Eigentum durch ein breites Spektrum von Tätigkeiten.
Medienkontakt
Dienststelle Kommunikation des EUIPO
Telefon: +34 653 674 113
ipkey-cn@euipo.europa.eu
[1] EUIPO Trade Mark Focus, Entwicklung 2010 bis 2019. https://euipo.europa.eu/tunnel-web/secure/webdav/guest/document_library/contentPdfs/news/EUIPO_TM_Focus_Report_2010-2019_Evolution_en.pdf
[2] https://ipkey.eu/en/china/news/ip-key-china-work-achievement-trade-marks
[3]https://ipkey.eu/en/china/news/ip-key-china-work-achievement-trade-marks
[4] https://ec.europa.eu/eurostat/web/products-eurostat-news/-/edn-20220401-1
[5] https://policy.trade.ec.europa.eu/eu-trade-relationships-country-and-region/countries-and-regions/china_en
[6] Marken: Auswirkungen der 2019 erfolgten Änderung des chinesischen Markengesetzes; Studie, Unterabschnitt 2.4 über bösgläubige Marken: https://ipkey.eu/en/china/activities/impact-2019-amendment-chinese-trademark-law-study
[7] https://ipkey.eu/sites/default/files/ipkey-docs/2019/ANNEX-9_IPKey-China.pdf
[8] Studie über neue Entwicklungen im Bereich der Nachahmungen und Produktpiraterie im Internet in China: Rechtsvorschriften, Verfahren und Rechtssachen: https://ipkey.eu/en/node/1663
Pressemeldung und Fallstudie zum Download