In der österreichisch-tschechischen Grenzregion ist die Kenntnis der Sprache und Kultur des Nachbarlandes ein wesentlicher Faktor, um die Menschen näher zusammenzuführen. Die interkulturelle Kompetenz bereits ab dem Kindergarten zu fördern, ist das Ziel der EU-Projekte „Bildungskooperationen in der Grenzregion (BIG) AT-CZ“ und dessen Nachfolgeprojekts „EduSTEM, Education in Science, Technology, Engineering and Mathematics“. Bei BIG AT-CZ wurde von März 2016 bis Oktober 2019 rund 3.000 Kindergartenkindern und Schülern in Niederösterreich, Wien und Oberösterreich sowie in der Tschechischen Republik (Südböhmen, Vysočina, Südmähren) die jeweilige Nachbarsprache vermittelt. Am Projekt beteiligten sich insgesamt 163 Kindergärten sowie 154 Schulen. EduSTEM, dessen inhaltlicher Schwerpunkt auf der Vermittlung einer Fremdsprache im MINT-Bereich liegt, läuft seit November 2019. Beide Projekte werden im Rahmen des EU-Programms „Interreg Österreich-Tschechische Republik“ mit jeweils knapp vier Millionen Euro gefördert.
Weitere Informationen: https://at-cz.big-projects.eu/
Nachbarsprache ganz natürlich im Alltag erleben
„Unser Kindergarten ist nur rund zwei Kilometer von der Staatsgrenze zur Tschechischen Republik entfernt. Daher war es mir ein Anliegen, bei BIG dabei zu sein“, so Leopoldine Poindl, Leiterin des Kindergartens Langau in Niederösterreich. Einmal wöchentlich brachte hier eine muttersprachliche Mitarbeiterin den Kindern spielerisch tschechische Grundbegriffe wie „Jedna, dva, tři“ bei. Seit April 2017 bestand darüber hinaus eine Partnerschaft mit dem tschechischen Kindergarten in Jihlava. Kinder und Pädagogen besuchten einander regelmäßig, um Sprache und Kultur der Nachbarn im Alltag zu erleben und Freundschaften zu schließen. „Die Kinder sind noch frei von Vorurteilen und freuen sich einfach über neue Freunde. Sie erfahren die Fremdsprache ganz natürlich und bekommen eine positive Beziehung zu unseren Nachbarn, was ein großer Vorteil für ihre Zukunft ist“, so Kindergartenpädagogin Jitka Vohlídalová, die in Jihlava Deutsch unterrichtete. Margit Reiß-Wurst, Vizebürgermeisterin der Gemeinde Langau, unterstreicht die Bedeutung von BIG für die Region: „Für unsere Kinder ist es sehr wichtig, die Nachbarsprache von klein auf kennenzulernen, um später im beruflichen und sozialen Alltag nicht benachteiligt zu sein.“
Ähnliche Erfahrungen wie in Niederösterreich machte auch Nicole Friesenecker, Leiterin des Kindergartens in Grünbach bei Freistadt im Mühlviertel, Oberösterreich. „Von Grünbach ist man in rund einer viertel Stunde über der Grenze. Durch das Leben am Eisernen Vorhang gibt es aber zum Teil noch immer Vorurteile in den Köpfen der Menschen. Die Kinder gehen hingegen ganz unvoreingenommen aufeinander zu“, so Friesenecker. Auch in Oberösterreich erfuhren die Kinder einmal pro Woche tschechische Grundbegriffe durch eine muttersprachliche Mitarbeiterin direkt im Kindergartenalltag. Darüber hinaus besuchten die Vorschulkinder den tschechischen Kindergarten in Svatý Jan nad Malší. Highlight des Projekts: Beim Gegenbesuch in Grünbach führten die österreichischen Kinder ihren neuen Freunden aus der Tschechischen Republik „Die kleine Raupe Nimmersatt“ als Theaterstück bereits mit einigen Textpassagen in tschechischer Sprache vor. Auch die Eltern wurden von den Kleinen ins Kennenlernen einbezogen: „Viele Eltern haben uns gesagt, dass ihre Kinder sie gebeten haben, mit ihnen nach Svatý Jan nad Malší zu fahren, damit sie ihnen vor Ort zeigen können, was sie erlebt haben“, so Friesenecker. Die positiven Erfahrungen haben sich jedenfalls herumgesprochen: „Derzeit wird überlegt, ob die Volksschulen in Grünbach und Svatý Jan nad Malší sich gegenseitig besuchen“, so Friesenecker weiter.
Projektpartner aus Niederösterreich, Oberösterreich, Wien, Südböhmen, Vysočina und Südmähren
Neben dem Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung Kindergärten, beteiligten sich folgende Partner am Projekt BIG AT-CZ: Das Europa Büro der Bildungsdirektion für Wien, die Österreichischen Kinderfreunde – Landesorganisation Wien, das Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Abteilung Gesellschaft, sowie Bildungsinstitutionen für Pädagogen aus Budweis, Jihlava und Brünn (Institution for teachers training and School Service Centre, České Budějovice, ZVas, sowie Vysočina Education und Service Centre for schools and facilities for the further education of teachers in Brno).
Finanzierung durch EU-Programm „Interreg Österreich-Tschechische Republik“
BIG startete im Frühling 2016 und wurde bis Oktober 2019 im Rahmen des Programms „Interreg Österreich-Tschechische Republik“ durch den „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) mit einer Summe von knapp vier Millionen Euro unterstützt. BIG ist eines von 60 grenzüberschreitenden Projekten, die von „Interreg Österreich-Tschechische Republik“ gefördert werden.
BIG wirkt über die Förderperiode hinaus: Nachfolgeprojekt EduSTEM
„Mit BIG ist es uns gelungen, ein erstes Heranführen an Sprache und Kultur der Nachbarländer vom Kindergarten an zu ermöglichen. Darüber hinaus gab es zahlreiche Aus- und Weiterbildungen sowie Exkursionen, Hospitationen und Studienaufenthalte für Pädagogen, die über das Projekt hinaus die Bildungsqualität in Kindergärten und Schulen steigern. Auch die 28 gebildeten Kindergarten- und Schulpartnerschaften werden teilweise weitergeführt. Weiters entstand ein großer Pool an Lehrmaterialien, der in gedruckter Form in der sogenannten BIG Tipps-Mappe vorliegt und auch auf der gemeinsamen Website zugänglich ist“, so Eva Huber, Projektkoordinatorin beim Leadpartner des Projekts, dem Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Kindergärten.
Zudem wird die erfolgreiche Arbeit aus BIG im Projekt EduSTEM weitergeführt. Dieses orientiert sich weitgehend an den Erfahrungen und Ergebnissen aus BIG und startete im November 2019. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt hier auf der Vermittlung einer Fremdsprache im MINT-Bereich (Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen, Mathematik). Ziel des Projekts ist die Stärkung und Förderung der digitalen Kompetenz, der Kreativität und des manuellen Geschicks in Kombination mit dem Erlernen einer neuen Sprache bei Kindern und Schülern. „Das Bildungsangebot des Projekts entspricht den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes in den einzelnen Regionen, so dass auf lange Sicht positive Auswirkungen auf die Beschäftigung in der Grenzregion zu erwarten sind“, so Marcela Řezníčková, Projektkoordinatorin EduSTEM, Amt der NÖ Landesregierung.
Über Interreg V-A Österreich-Tschechische Republik
Im Rahmen des EU-Programms „Interreg Österreich-Tschechische Republik“ werden derzeit 60 Projekte mit 324 beteiligten Projektpartnern – von Universitäten über Museen bis zu Gemeinden und Vereinen – in den Projektregionen Niederösterreich (Mostviertel-Eisenwurzen, St. Pölten, Waldviertel, Weinviertel, Wiener Umland – Nordteil, Wien) sowie Oberösterreich (Innviertel, Linz-Wels, Mühlviertel, Steyr-Kirchdorf) und in der Tschechischen Republik (Südböhmen, Vysočina, Südmähren) gefördert. Die Projekte müssen in grenzüberschreitender Zusammenarbeit von ÖsterreicherInnen mit TschechInnen entstehen und einen positiven Beitrag zur Entwicklung der Region leisten. „Interreg Österreich-Tschechische Republik“ verwaltet einen Teil des „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) der Europäischen Union. Gesamt hat das Programm für 2014 – 2020 rund 97.800.000 € zur Verfügung. Die Förderung erfolgt in den vier Themenbereichen Forschung und Innovation, Umwelt und Ressourcen, Humanressourcen sowie Nachhaltige Netzwerke/institutionelle Kooperation. https://www.at-cz.eu/at
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